VERGESSEN ODER GESCHICHTE EINER HEILUNG
Romee d´Harambure.
Ja, ich vergesse vieles, aber ist das so wichtig? Nein, manchmal nur nützlich und manchmal nervig. Erstaunlich, was alles die Leute sich merken, das man irgendwann erzählt hat! Da müssen sie wohl viel Platz im Gehirn haben, das nicht entscheidet, was wert ist zu behalten, und was nur vorübergehend ist. Vielleicht ist die Natur hier ein guter Entwickler, der unterscheiden kann, ob etwas wichtig für die Zukunft ist oder nicht, denn das meiste, was einer vergisst, ist wohl nicht wert, es irgendwo im Schatten einer verlorenen Ecke unseres Gehirns zu behalten. Kaum ist ein Gedanke da oder eine Erinnerung – und schon sind beide wieder weg.
Das Leben der Anderen – bis auf ein paar Ausnahmen, weil ich sie persönlich kenne, berührt mich nicht. Solidarisch bin ich in keiner Weise, und wie könnte ich es auch sein, außer durch Theorie oder Salon Einstellung, um nicht ganz als Egomane zu wirken. Das Weite und das Entfernte berührt mich nicht. Ich kann sehr wohl dagegen oder dafür sein, schockiert oder nicht, ich habe keine Handhabe, etwas zu machen. Das Tagtägliche, die Familie, das Nahe, die laufenden Projekte beschäftigen mich so sehr, dass ich eigentlich gar nicht mehr an andere Themen denke. Einen Nobelpreis werde ich nicht bekommen, ein Held muss ich hoffentlich nicht werden, ein Weltvermögen gönne ich anderen. Was mir nahe steht, ist also wichtiger und erfordert alle meine Kräfte.
Das Leben ist ja nur für uns selber einzigartig und auf Maß geschneidert mit allen Genen unserer Vorfahren, die wir nicht ausgesucht, sondern geschenkt und erhalten haben. Umgeben sind wir aber von Leuten und Organisationen, die bestimmen, was wir sein sollten. Schon ganz früh in der Kindheit fängt es an und dieser Druck von außen prägt uns so sehr, dass wir ständig nur nach deren Muster leben und entscheiden. Genau das sollte man überdenken. Die Frage ist, wie? Nicht durch eine Revolution, nicht durch Grobheiten oder Unfug, sondern mit Höflichkeit und Charme, mit Weisheit und Ruhe. Das kann nicht jeder, denn dafür braucht man Distanz zum Unmittelbaren.
Besser ist es, nichts zu machen als etwas falsch zu machen. Das ist richtig, aber kann immer nur im Nachhinein ausgesprochen werden. Aufgrund dessen habe ich es nie erlebt und immer nur spontan gegenüber Personen oder Ereignissen reagiert. Ob einer mutig war oder von Dummheit geprägt wurde, kann man wohl nur im Nachhinein beurteilen.
Das Vergessen ist somit Teil eine Geschichte einer Heilung unser selbst. Es hat mich geprägt und zu dem gemacht, was ich heute bin – aber was es war, ist unwichtig geworden.