DIE SCHÖPFUNG WAR UND IST LIEBE
Romee d´Harambure.
Es ist eine Zumutung, im Namen Gottes zu sprechen. Dennoch zahlreich sind die Religionen und deren Angehörige, die sich solch einen gewagten Schritt erlauben. Seine Freiheit wird beraubt, seine Gedanken werden menschlich, seine Schlussfolgerungen werden in der Zeit begrenzt, unsere Gedanken werden seine Gedanken, unsere Wünsche werden seine Wünsche, und selbstverständlich werden diese dann immer als Befehl interpretiert. Sehr oft werden sie Ursprung von Kriegen und Gewalttaten.
Wie er ist, ist nicht definierbar. Weder begrenzt in der Zeit noch im Gedanken, also undefinierbar. Ob wir es wollen oder nicht, wir unterliegen den natürlichen Regeln der Schöpfung, und diese, ob sie sein Werk sind oder nicht, sollten respektiert werden. Und so kommen wir zu der Frage, welche eigentlich diese natürlichen Regeln sind. Geburt und Tod und dazwischen Liebe in all ihren Formen, solange sie wirklich Liebe ist. Alles andere sind zeitgemäße Moral oder Philosophie, soziale Organisation oder politische Weisheiten. Eigentlich änderbar, entwicklungsfähig, und sozial gesehen, den Menschen überlassen.
Geburt, Tod und Liebe. Geburt und Tod brauchen nicht weiter analysiert werden. Diesen Umständen sind wir einfach unterworfen. Liebe konnte in Büchern massenhaft beschrieben werden. In jedem Fall erscheint sie mir als Ursprung der Schöpfung, falls diese einen Ursprung braucht. In diesem Sinne wäre sie der Motor aller Zusammenhänge. Dafür kann sie ja auch verschiedene Formen annehmen: Herzensliebe oder einfach Anziehungskraft. Sie ist vielleicht je nach Entwicklung unterschiedlich zu bezeichnen, aber sie ist immer Teil des Gesamten, indem sie alles zusammenhält, anlockt und anzieht. Dafür hat sie verschiedene Erscheinungsformen. Von der großen menschlichen Liebe bis zu der Anziehungskraft der Moleküle oder der Atome. Und hier wird absichtlich vom Motor der Entwicklung gesprochen, denn Liebe lebt und entwickelt sich in der Zeit, sie hat sich selber als Ziel, und somit immer nur und ausschließlich das Gute. Das sie Gegenströmungen erleben oder ertragen muss, ist selbstverständlich, dennoch ist sie immer auf der Seite des Guten und beherrscht die Zeit.
Aber was ist sie eigentlich?
Sie ist unabhängig von Verstand.
Sie ist ein elementares Prinzip, das zu allem passt.
Sie ist schöpferisch und findet immer im richtigen Moment das Richtige.
Sie ist außerhalb der Zeit, denn sie ist in der Zeit selbst, sie kann kurz und intensiv sein, aber auch lang und leicht. Sie hat keine eigene Dauer, denn sie lebt und entwickelt sich, oder ist einfach nicht oder nichts. In jedem Fall kommt Sie immer nur aus dem Augenblick heraus, entfaltet sich im Augenblick, der für sie Ewigkeit ist, und in diesem Fall wäre eine längere menschliche Liebe eine Wiederholung von Augenblick zu Augenblick. Falls dies der Fall wäre, müssen sich zwei Menschen immer wieder neu begegnen und somit auch die Bereitschaft dazu haben. Moral und Wille sind hier ihre Todesurteile, denn sie kann immer nur immanent sein, unprogrammiert und aus sich selbst heraus lebend.
Dennoch hat sie weitere Eigenschaften.
Sie lässt sich nie besitzen, und wer Treue sucht, gibt der Treue mehr Wert als der Liebe. Sie lässt sich nie festbinden, denn sie kommt und geht, baut sich auf und wieder ab, entzündet sich und erlischt wieder. In jedem Fall ist sie immer frei und braucht diese Freiheit ohne Programme und ohne Ziel. Zuneigung, Zärtlichkeit, Aufmerksamkeit, Achtsamkeit, Respekt, Wärme, Bewunderung, Hingabe, das alles sind ihre Eigenschaften, die allerdings durch Gegenleistung oder das ordinäre „besitzen wollen“ ersticken. Aufgrund dessen ist sie immer gratis und nie ängstlich. Sie entwickelt keine Hintergedanken. Sie ist ähnlich einer Blume, die betrachtet wird und vom Betrachten selbst ihre Farben und ihren Duft genießt. Kaum wird sie gepflückt oder falsch begehrt, fängt sie an zu sterben. Durch Freiheit und Unabhängigkeit bleibt sie am Leben und sucht immer nur ihre Erfüllung durch den Augenblick. Für sie gibt es kein Gestern und kein Morgen, kein Vielleicht, keinen Plan und kein Denken. Sie ist einfach, weil sie lebt, und indem sie lebt, ist sie auch schöpferisch.
Der Augenblick und die Zeit, die vergeht!
Groß ist die Liebe im Augenblick und nie auf Zeit. Auf Zeit ist sie nur dauerhaft, und das ist nicht sehr viel. Reif ist die Liebe, wenn sie von selbst lebt und nichts erwartez, auch wenn sie es manchmal wünscht. In jedem Fall ist sie meisten zeitlos, lebt oder lebt nicht, ist hier oder da, ohne jemals die Vergangenheit von der Zukunft zu trennen. Sie „IST“ einfach, ohne Wenn und Aber. Aufgrund dessenbraucht sieeine absolute Offenheit, und somit hat sie auch eine große Verletzbarkeit. Sie verachtet Schutz und Sicherheit, denn sie ist weder ängstlich noch angespannt, und toleriert immer die Freiheit des Anderen, um nicht ein Dasein im Sterben zu erleben…
Einer der ganz Großen, der zum Teil diese Gedanken verfolgt hat und auch dafür von der offiziellen Kirche bestraft wurde, ist der französische Jesuit Teilhard de Chardin. Für ihn gab es nicht Adam und Eva, sondern einen Gattungsbegriff des Menschen. In der Wissenschaft wird immer wieder Darwin genannt, aber sehr viel tiefer sind die Gedanken dieses Jesuiten, denn er machte keinen Halt bei der materiellen Evolutionstheorie, die nur die Außenseite der Entwicklung beschreibt. Subatomare Anziehungs- und Abstoßungskräfte, Kohäsion und Adhäsion, Liebe und Hass waren für diesen Philosophen schon die Basis der Entwicklung. In diesem Prozess wird die Liebe und ihr Gegenteil, bzw. vielleicht nur ihre mindere Erscheinung, die Basis einer unaussprechbaren Energieform analog zur physikalischen oder psychischen Energie, allerdings auf einer viel höheren Ebene. Diese Evolution leuchtet in der Menschwerdung Christi. De Chardin kann allerdings seine Thesen nicht beweisen. Aber müssen sie bewiesen werden? Genügt es nicht, dass sie einfach ausgesprochen werden und eine Grenzüberschreitung zwischen Wissenschaft und Mystik darstellen? Er bezeichnet die Evolution als kosmisches Drama, und da hat er wirklich nicht unrecht. Schöpfung ist kein einmaliges Geschehen, sondern ein ständiger Prozess in Liebe und Freiheit, behaupte ich. Damit bin ich auch nicht sehr weit von seinen Gedanken, dass der Mensch die Aufgabe hat, an dieser Entwicklung mit Verantwortung und Liebe mitzumachen. Nein, Religion ist keine Vertröstung aufs Jenseits, sondern Motivation, an der Gestaltung der Evolution mitzuwirken. Liebe ist eindeutig die wichtigste Form der Energie, denn sie ist schöpferisch. Damit ist auch die Moral der sozialen Strukturen von besonderer Wichtigkeit für die Zukunft einer Schöpfung in permanentem Werden. Im Abendmahl wurde dieser Gedanken klar erlebt. Das ist immer noch das wiederholte Mysterium der Eucharistie, nicht nur ein Andenken, sondern ein Ansporn für Morgen.
Es ist, wie es ist. Es ist, als ob der Geist Gottes das ganze Universum füllen würde, dennoch ist es nicht irgendwas Bestimmtes. Dieser immaterielle und nicht erforschbare intuitive Geist zieht die ganze Schöpfung, oder bewegt die Liebe, welche auch ständige Hoffnung ist. In ihr, sowie in Gott, laufen das Ist und das Werden zusammen. Das Jetzt vergeht nie, denn es ist das Resultat der Vergangenheit, und beinhaltet die ganze Zukunft in sich. Damit erlischt einfach die Zeit.
Die Liebe IST und HAT nichts, dennoch ist sie die höchste Form der Lebendigkeit. Immateriell und nicht erforschbar, sie kann nur leben für das Leben und mit dem Leben. Ein wahres Geschenk der Schöpfung. Und leise geht sie ihren Weg, mit Ruhe und Gelassenheit. Nein die Liebe ist nicht nur das Ende, sondern auch der Anfang von allem. Sie füllt einfach die Leere in uns und im ganzen Universum. Sie kämpft ständig für ihre natürlichen Triebe, denn keiner davon ist negativ. Manchmal ist sie sogar in der Lage, das Falsche einfach in das Richtige umzuwandeln, aber dafür nur in totaler Freiheit? Leider ist sie für die Wissenschaftler nicht messbar und nicht sichtbar, außer durch ihre Ergebnisse. Eigentlich hat sie alle Eigenschaften des Überflüssigen, und vielleicht ist sie deswegen besonders wichtig.
Zur Conclusio im Sinne der Liebe
Der Verlierer wird Sieger.
Das Opfer wird Märtyrer.
Damit wird der Tod entmachtet.
Versuche, nicht nur zu verstehen, denn es ist sehr viel mehr. Es ist Glaube.
Gott freundlich zu stimmen, ist ein Unsinn. Er ist freundlich, denn er ist dir Liebe.
Er macht nicht mehr für den Einen als für den Anderen, aber er wartet im Stillen, dass die Liebe, die er selbst ist, sich in einem widerspiegelt. Also sollten wir unseren Spiegel säubern. Wehe, er ist matt!