DIE GRAFEN LASSEN WIEDER VON SICH HÖREN!
Graf Alfons Mensdorf-Pouilly ist von weitem der bekannteste – ob für sein neu gebautes Schloss, seine Jagden oder seine Ehefrau, ehemals Ministerin –, wurde er doch ständig in der Presse erwähnt. Heute ist dies wieder der Fall, weil er, und nicht zum ersten Mal, auf der Anklagebank des Straflandesgerichts Wien sitzen muss. Die Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwalt – die berühmte WKStA – klagt ihn wegen des Vorwurfs der Geldwäsche an. Im Raum stehen über 2 Millionen Euro, die aus Unterhandlungen eines EADS Managers beim Grafen gelandet sein sollen. Wenig überraschend bestreitet der Angeklagte den Vorwurf und übergibt die Sache seinen Anwälten Sascha König und Harald Schuster. Eigentlich handelt es sich um den knapp zwei Milliarden Euro schweren Vertrag der Republik Österreich für die Anschaffung der Eurofighter und die damit kolportierten Schmiergeldzahlungen der BAE Britisch Aero Space und der EADS, zwei Unternehmen für die der Graf lobbyierte. Drei Untersuchungsausschüsse haben sich inzwischen mit dem Thema beschäftigt und damals wanderte er für fünf Wochen in Untersuchungshaft. 2010 landete er in London wegen passiver und aktiver Bestechungsvorgänge wieder im Gefängnis. Dank einer Zahlung von BAE wurden alle Vorwürfe eingestellt und der Graf bekam € 430.000 Haftentschädigung. Ob solch ein Betrag das Ungemach und den Wirbel lohnt, sei dahingestellt. 2013 wurde er wieder, diesmal wegen Fallschausagen und Geldwäsche angeklagt, wurde aber aus Mangel an Beweisen freigesprochen. 2017 wurde er wegen Untreue in der Causa Telekom zu zwei Jahren Haft verurteilt und musste mit Fußfessel 16 Monate in – aber immerhin seinem Schloss – Luising verbringen. Und jetzt ist er eben wieder angeklagt. Vor Jahren wurde der aktuelle Fall auf Grund von Verjährung zurückgewiesen. Doch dagegen legte die WKStA Beschwerde ein. Das Oberlandesgericht gab ihr Recht. Jetzt wird sich der OGH damit beschäftigen. Bei all dem bleibt der Graf immer fröhlich und gut gelaunt, ungeniert und mit scharfen Apropos und lässt auch viele seiner Gegner staunend zurück. So ist es eben wenn nicht nur ein Angeklagter, aber auch die Erziehung seines Standes im Licht der Scheinwerfer erscheint. Hier ist er aber nicht der Einzige.
Graf Romée d´Harambure, ein waschechter Franzose der eine Österreicherin geheiratet hat und dank des geerbten Vermögens aus Frankreich sich mit Schloss Artstetten sowie Schloss Luberegg beschäftigen konnte, kam auch zum Zug. Betagt, gut erzogen, kultiviert und seit Jahren im Immobilienbereich tätig, wurde er gebeten sich für die Galopprennbahn in der Freudenau zu engagieren. Dafür organisierte er 1991 ein sensationelles Derby mit einem „Auftrieb à la Française“ wie es im Volksblatt seiner Zeit dargestellt wurde. Da alle Preise von französischen Pferden gewonnen wurden war er nicht mehr willkommen. Das führte 1996 wegen einer Demonstration von Rennpferden vor dem Wiener Rathaus zu einem Verkehrschaos. Kurz danach kam er wegen des Projekts um Schloss Pöchlarn mit den damaligen Vorständen der Beldomo in Verbindung. Und kaum wird er für diese Gesellschaft tätig, bringt ihm die Vergangenheit eben dieser Vorstände schon zu Fall. 10 Tage Untersuchungshaft im „Grauen Haus“ inkl. verlängertem Wochenende um den 15. August waren die Folge. Und die Presse staunte, wie solch ein Charmeur und freundlicher Mensch diese Geschichte als interessantes Erlebnis betrachten konnte. Geendet hat die Causa mit einem vollständigen und vollinhaltlichen Freispruch, allerdings erst nach fünf Jahren Prozess und dem gesellschaftlichen Verlust seines guten Rufs. Doch auch das war ihm egal, getreu seiner Aussage, die Erfahrung mit Piercing genagelte und tätowierte Menschen kennenzulernen wäre ihm sonst nie vergönnt gewesen. So kann man es auch sehen und eine bekannte Schriftstellerin schickte ihm eine Postkarte mit dem einfachen Spruch „Und von Niederlage zu Niederlage wird er größer“. Prophetische Worte, denn seitdem hat er Geschäftspartner und Banken überzeugen können, dass ihn nichts umwerfen kann und sein Immobilienportefeuille wuchs wieder und wächst noch immer. Heute pendelt er zwischen Wien, Paris, Düsseldorf und Berlin und bereut nur eine Sache, den falschen Personen vertraut zu haben. Die Mondänitäten der guten Gesellschaft fehlen ihm hingegen in keiner Weise und von der Vergangenheit bleibt ihm nur noch das Thema Freudenau, welches ihm nebenbei beschäftigt und er im Bereich der Schadensbegrenzung katalogisiert hat.
Graf Johann Gudenus ist von einem ganz anderen Kaliber. Er war von 2005 bis 2015 Abgeordneter zum Wiener Landtag und Mitglied des Wiener Gemeinderats. Von 2010 bis 2015 war er Klubobmann der Wiener freiheitlichen Gemeinderäte und Landtagsabgeordneten, 2017 bis 2019 Mitglied des österreichischen Nationalrats. Das ist schon eine politische steile Karriere, welche aber der Skandal von Ibiza krönte und in Folge dessen er sich von all seinen politischen Ämtern zurückzog. Er brachte sein tiefes Bedauern über die zwei Jahre zurückliegenden Vorkommnisse zum Ausdruck, was – immerhin – nicht jeder Politiker zu machen pflegt. Er galt lange als möglicher Nachfolger von Heinz-Christian Strache, und wer weiß ob er nicht wieder irgendwann öffentlich auftreten wird. Er kommt ja aus einer Politiker-Familie. Bereits sein inzwischen verstorbener Vater John saß für die FPÖ im Bundes- und Nationalrat und war dort für Aussagen bekannt, die selbst den Freiheitlichen zu rechts waren. Gutes Benehmen hat der junge Graf aber zumindest gelernt, schloss ein Jus-studium ab und absolvierte auch die Diplomatische Akademie erfolgreich. Seitdem ist allerdings nur noch wenig über ihn zu hören. Im Fernsehen sieht man ihn vor allem lässig in Jeans und T-Shirt beim Versuch Herrn Strache auch mit plastischer Gestik zu überzeugen. Jung, sicherlich gescheit, frech aber nicht wirklich elegant, ist er eine ganz andere Erscheinung der Adelsgesellschaft, welche eigentlich in Österreich rechtlich nicht mehr existiert. Hier sind die Charakterzüge im Vergleich zu den zwei Vorerwähnten doch markant anders. Ob der Unterschied in der Erziehung oder doch der Einstellung dem Leben gegenüber liegt, bleibt daher die Frage.
Presse / Es war und es ist / Forum der Persönlichkeiten. Januar 2022.